Häufig gestellte Fragen

Entwicklungstraumata sind in frühen und sensiblen Phasen der kindlichen Entwicklung stattfindende Erfahrungen, die meist über längere Zeit anhalten und die grundlegenden (neuro-)biologischen und psychischen Entwicklungen des Kindes in schwerwiegender Art und Weise stören oder prägen, sodass die Gestaltung des weiteren Lebens in gesellschaftlicher Teilhabe, seelischem oder körperlichem Wohlbefinden, Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit beeinträchtigt wird.

Entwicklungstraumatisierte Kinder sind Kinder, die früh und in den sensiblen Phasen ihrer Entwicklung von nahestehenden Menschen wie Müttern oder Vätern massive Vernachlässigung, Gewalt und Verstörung ertragen mussten. Als Folge entwickeln oder entwickelten diese Kinder Verhaltens- und Erlebensmuster, die ihnen auf hohen Kosten der eigenen Entwicklung und des Vertrauens in andere (v.a. erwachsene) Menschen das Überleben in dieser leidvollen Umwelt sicherten. Sie müssen deshalb mit der Unterstützung stabiler Erwachsener an ihrer Seite vieles aufholen, falsch Gelerntes umlernen und das Vertrauen in (v.a. erwachsene) Menschen zurückgewinnen.

Auf Grund einschneidender destruktiver Erfahrungen in ihrer Herkunftsfamilie, wie massive Vernachlässigung und Gewalt, haben diese Mädchen und Jungen trotz ihres Lebensalters, ausgeprägte Entwicklungsdefizite und destruktive Verhaltensmuster entwickelt. Sie besitzen somit einen ausgeprägten Bedarf nach einer Umwelt, die ihnen ein besonders hohes Maß an Sicherheit sowie Orientierung gibt und die ihre Entwicklung durchdacht und zielgerichtet fördert.

Eine bestmögliche Entwicklung beruht darauf, dass die von der Gesellschaft bereitgestellten Ressourcen und die Entwicklungsressourcen des Kindes optimal genutzt werden und zusammenfließen.

Zentrale pädagogische Aufgaben mit entwicklungstraumatisierten Kindern sind:

  • Entwicklung eines förderlichen Selbstbildes
  • Aufholen von Entwicklungsdefiziten
  • Umlernen destruktiver Verhaltensweisen
  • Unterstützung bei der Bewältigung altersentsprechender Entwicklungsaufgaben

Entwicklungstraumatisierte Kinder passen sich – wie nur Kinder es vermögen – an die traumatisierende Umwelt an und entwickeln Misstrauen in (v.a. erwachsene) Menschen, teils Störungen, Entwicklungsdefizite und Anpassungen, die wir als Verhaltensauffälligkeiten wahrnehmen. Diese Verhaltensauffälligkeiten erfordern von den Pflegeeltern eine professionelle Haltung und sozialpädagogisches Handeln. Dafür brauchen die Pflegeeltern Unterstützung und immer wieder Entlastung, insbesondere in Krisenzeiten.

Leider ist es eher die Regel als die Ausnahme, dass Kinder, die in eine Pflegefamilie untergebracht werden, entwicklungstraumatisiert sind. Meist ahnen die Pflegeeltern nichts davon und sind unvorbereitet. Unsere Leistungen sind exakt darauf ausgerichtet, den Pflegeeltern zu einer professionellen Haltung und sozialpädagogischem Handeln mit entwicklungstraumatisierten Kindern zu befähigen.

Eine Fremdunterbringung des Kindes bei Pflegeeltern gem. § 33 SGB VIII wird mit Bundesland-uneinheitlichen und Kindesalters-abhängigen Pflegesätzen vergütet und kann nach Feststellung der Erfordernisse des Einzelfalls im Rahmen der Hilfeplanung erhöht werden. Beispielsweise variiert der Standardsatz des monatlichen Pflegegeldes in Baden-Württemberg zwischen 794€ (für 0-6jährige Kinder) bis 948€ (für 13-18jährige Kinder) zzgl. Zuschüsse für Altersvorsorge und ggf. Versicherungen (letzte Anpassung 2018). Hiervon entfallen 272€ als „Anerkennungsleistung“ der Pflege und Erziehung. Der Restbetrag deckt den Sachaufwand. Zum Vergleich: Eine nicht-therapeutische Wohngruppe in Badem-Württemberg berechnet einen Tagessatz von 180€ und damit monatlichen Kosten von in etwa 5400€.

Als Pflegeeltern für entwicklungstraumatisierte Kinder erhalten Sie in Form eines Pflegesatzes eine monatliche Vergütung für Ihre Arbeit. Wir setzen uns dafür ein, dass diese aus den besonderen Anforderungen entwicklungstraumatisierter Kinder abgeleitet über dem Regelsatz liegt. Hinzu kommen Pflegegeld für Ernährung, Unterkunft, Bekleidung, Schulbedarf und Taschengeld für das aufgenommene Kind.

Die Arbeit als Pflegeeltern (entwicklungstraumatisierter Kinder) ist herausfordernd. Sie werden vor neue Herausforderungen gestellt, mit ihrer eigenen Lebensgeschichte konfrontiert und auf Ihre Stabilität hin getestet.

Als Pflegeeltern sichern Sie das Wohlergehen (das Leben und die Gesundheit) und die Entwicklung des bei Ihnen untergebrachten Kindes in Ihrem eigenen Haushalt. Ihre Rolle wird es sein, den Kindern folgendes zu ermöglichen:

  • die Entwicklung eines förderlichen Selbstbildes
  • das Aufholen von Entwicklungsdefiziten
  • das Umlernen destruktiver Verhaltensweisen
  • die Unterstützung bei der Bewältigung altersentsprechender Entwicklungsaufgaben

Sie bringen mit…

  • … Platz im Herzen und in Ihrem Zuhause für ein Kind im Alter von 0-6 Jahren
  • … gute Beweggründe für die Pflege
  • … gesicherte wirtschaftliche Verhältnisse
  • … ein stabiles Familiensetting
  • … eine gefestigte Persönlichkeit
  • … eine stabile Gesundheit und Belastungsfähigkeit
  • … Anstrengungsbereitschaft und Neugier in Bezug auf die Pflege von entwicklungstraumatisierten Kindern

Die Gründe, Pflegeeltern zu werden, sind sehr persönlich. Manchmal ist es der Wunsch, nach einer großen Familie, manchmal benachteiligten Kindern eine bessere Chance und eigene Erfahrungen weiterzugeben, und manchmal geht es einfach darum, einem Kind eine gute Mama oder ein guter Papa zu sein. Die Gründe sind wichtig, um neben dem gesunden Menschenverstand, persönlicher Stabilität und körperlicher Gesundheit den inneren Glauben nicht zu verlieren.

Haben Sie Interesse (und vielleicht noch einige Zweifel oder Fragen)? Dann kontaktieren Sie uns gern:

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